Dienstag, 21. Juli 2009

Türen streichen

Ich habe mich entschlossen, meine Tür zu streichen.
Ich streiche meine Tür in WEISS. Die Farbe hält nicht. Sie läuft in Strömen herunter bis zum Boden, um dort zu trocknen.
Ich streiche meine Tür jetzt in MINTGRÜN, das habe ich am Samstag wo gesehen. Mintgrün hält auch nicht das, was es verspricht. Läuft herunter und setzt sich auf das Weiß.
ROT wäre nett, denke ich. Ich streiche meine Tür mit Rot. Doch auch das Rot will wieder runter und setzt sich erst durch und dann auf das Mintgrün.
Ich versuche jetzt BRAUN. Ein sattes Braun. Hält nicht (wie der Durchgangsbus: hält nicht in Osnabrück). Braun setzt sich auf Rot.
Dort kommt jetzt auch ULTRAMARINBLAU noch hinzu. Ich hatte in Ultramarinblau, meine Lieblingsfarbe, große Hoffnung gesetzt. Vergebens. Treulose Farbe, Du!
Dann halt ROSA. Nichts. GRAU in allen Schattierungen. Umsonst. PINK, VIOLETT. Vergiss es! SCHWARZ. Wäre schön gewesen. Aber was will man von Schwarz schon verlangen?
Schicht auf Schicht türmen sich nun alle Farben vom Boden bis zur Decke. Die Tür geht nicht mehr auf. Ich nehme das Fenster via Strickleiter. Der moderne Mann beherrscht auch die Grundlagen der Handarbeitskunst.
Ich habe mich entschlossen, meine Tür zu streichen. Gut, dass ein Entschluss noch lange nicht heißt, es auch tatsächlich zu tun. Denken heißt Probehandeln, sagt Kant. Das Probehandeln hat mich gelehrt: Ich lasse es beim Entschluss und meine Tür wie bisher.

Note: Der erste Satz entstammt dem Buch: Paul Brodowsky, Milch Holz Katzen, edition suhrkamp, Seite 18 und war in diesem Post der Stein des Gedankenfluganstoßes.

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