Zunächst ein Bekenntnis: ja, auch ich habe Gedanken. Und wenn ich mal ganz ehrlich bin, dann füge ich jetzt mutig hinzu: ich habe sogar mehrere Gedanken. Manchmal gleichzeitig. Täglich, wöchentlich, monatlich. Und das schon seit Jahren. Kein Ende abzusehen.
Ich habe zudem festgestellt, dass ungefähr 95 % meiner Gedanken unbrauchbar sind. Einige davon Hirngespinste, manche sogar finster. Und Flausen. Jede Menge Flausen in meinem Kopf. Da wird mir vor lauter Gedankengewimmel und -getümmel vorübergehend ganz schwindelig.
Und dann gibt es diese Gedankenblitze, diese gewaltigen Impulse und Eingebungen, ein Hauch von Genie gar, das da in meinem Gedankenkasten aufleuchtet. Gedankenfeuerwerke, da können Silvesterböller einpacken. Da kracht es und knallt es, dass ich mich bisweilen vor mir selbst erschrecke.
Dann wieder diese Tage, wo mir leichte und lockere Gedankengänge gelingen. Alles fließt und ich schwimme mit. Freie Assoziationen, soweit der Geist reicht. Gelegentlich eine Tiefe, die mich schaudern macht. Ahnungen, was möglich ist im Geiste.
Doch wehe, ich verlaufe mich und dem Gedankenfluss fehlt das Ufer. Oder ich komme ins Beharren und Grübeln. Dann droht ein Gedankengebäude mit langen Gängen, vielen Treppen und keinem Ausgang. Da hilft dann nur Innehalten, ruhiger werden und kurz vorm Gedankenstillstand: Beam me up, Scotty.
Ja, seit ich weiß, dass ich Gedanken habe und wohin die alle führen können, da habe ich mir einen Gedankenführer angeschafft. Ein weiser Geselle. Unspektakulär, doch effektiv. Lässt manche Gedanken nur einzeln zu mir vor. Andere wehrt er sofort ab, einem Türsteher gleich. Und immer wieder sorgt er für Gedankenfrische. Herrlich!
Ich mache mir jetzt viel weniger Gedanken um meine Gedanken. Sie kommen und gehen. Manche betrachte ich, andere nicht. Einige schreibe ich auf. Und hoffe, dass sie in diesem Aggregatzustand andere auf Gedanken bringen. Denn auch das habe ich festgestellt. Andere haben auch Gedanken. Auch ohne öffentliches Bekenntnis.
NOTE: Die obige Zeichnung stammt von Ulf K. aus seinem Blog mondgucker.blogspot.com (Skizzenbuch vom 18. Juni 2008). Mir gefallen von ihm insbesondere die Bände "Tango de la mort", "Hieronymus B." (jeweils Edition 52), sowie die Kinderbücher um den "Kleinen Herrn Paul". Die Verwendung im Blog erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Zeichners.
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