Im Bus. Der Mann neben mir. Sein Geruch. Billiger Fusel. Denke ich zumindest, denn ich habe noch nie billigen Fusel getrunken. Ist das tatsächlich der Geruch? Ich wage einen Selbstversuch. Im nächsten Discounter die Regale ganz unten. Möchte billigen Fusel, der Blick der Verkäuferin – irritiert, als ich sie danach frage. Dann damit auf den Marktplatz. Präpariere mich. Mantel aus, Flasche auf, alles auf Pullover und Hose gießen, Mantel wieder an. Passantenbefragung: Entschuldigen Sie, riecht so billiger Fusel? Die Mehrzahl sagt „Ja“. Bin noch nicht zufrieden. Ab nach Hause, duschen, umziehen, ins Weinfachgeschäft. Feinster Cognac, erlesenster Brandwein – alles in einer schönen Tüte. Auf dem Marktplatz die gleiche Prozedur, die gleiche Frage: Riecht so billiger Fusel? Zeige diesmal die teuren Flaschen und die Tüte. Man kommt ins Gespräch und diskutiert. Anerkennung für mein Vorgehen. Ich wirke wie ein Student, sagt einer, Student des Lebens. Ja, sage ich, ich picke mir heraus, was mir gefällt. Living á la carte. Doch, sagen sie, zuerst denke man an billigen Fusel. Dann jedoch, auf den zweiten Geruch, ja, da bemerke man schon einen gewissen Unterschied. Fast schon einen Klassenunterschied. Gutes habe eben seinen Preis und das könne man auch riechen. Jetzt bin ich zufrieden. Ich habe es immer gewusst: Qualität setzt sich durch. Auch beim Fusel.
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