Der Amoklauf von Winnenden ist zum Medienevent verkommen und zeigt m.E., dass Teile der Presse nur noch Sensationslust bedienen und fördern. Das 3sat-Magazin "Kulturzeit" hat sich dieser Thematik gestern angenommen.
Hier Auszüge, z.B. "Regeln für die Arbeit der Journalisten"
>> Psychoanalytiker Bohleber sagt: "Ein wesentlicher Punkt ist sicher, dass die Journalisten über das Ereignis, über das sie berichten und die Wirkung die dieses Ereigniss auf sie selbst hat, nachdenken und sich das bewusst machen. Das ist sicher ein ganz wichtiger Punkt, damit die Affekte sie nicht hinterrücks überfallen." Erklärungen des Tatmotivs, der psychischen und sozialen Situation des Täters und der Opfer mögen schwierig sein. Das Funktionieren der Amok- und Medienfalle ist aber recht einfach zu begreifen. Und daraus lassen sich deutliche Regeln für die Arbeit der Journalisten ableiten: Keine Namen. Keine Fotos. Weitgehende Anonymisierung. Die Menschenwürde aller an der Tat Beteiligten muss gewahrt bleiben.
"Meine These wäre, dass diese Attraktion des dramatischen Bildes und des noch nie Gesehenen die Würde des Menschen in den Hintergrund rücken lässt", sagt Paul Kersten. "Und dass die Prioritäten, speziell in einer Zeit, in der Medien sich verkaufen müssen, und wo man auf Quoten schielt, die Würde des Menschen sehr, sehr schlechte Karten hat." Nicht auf Erregtheiten, nicht auf zur Schau gestellt Gefühle, sondern auf knappe sachliche Berichterstattung kommt es an. "Wenn jetzt die Gewalt selbst die Botschaft ist, und sie wird immer weiter medial befördert, so ist das, was die Folgen betrifft, natürlich kontraproduktiv", sagt Bohleber. " Von daher wäre eine Beschränkung von vornherein und nicht eine Ausgestaltung in alle Details natürlich das Angemessene." Daran sollten die Journalisten arbeiten: Wenn die Experten, die Polizisten und Journalisten Winnenden verlassen haben, und die kleine Stadt wieder so etwas wie Ruhe findet, wird man sich wieder stärker der Opfer des Amoklaufs erinnern. Denn sie - und nicht der Täter - sollten im Mittelpunkt des Gedenkens stehen. <<
NOTE: Mehr darüber gibt es hier.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen